4.500km, 5 Länder, 2 SUP-Boards und ein abgestochener Reifen

Hafen von Palma de Mallorca. Löschflugzeug kurz vorm "auftanken".
Hafen von Palma de Mallorca. Löschflugzeug kurz vorm "auftanken".

Bei 37Grad im Schatten in Palma de Mallorca am Fähranleger auf das Einschiffen warten ist kein Kuraufenthalt. Es ist eher mit dem Aufenthalt in einer finnischen Trockensauna vergleichbar. Schatten gab es keinen, nur pralle Sonne und die meinte es gut mit mir.

Mir kam (mal wieder) der Gedanke, ein schwarzes Auto ist für südliche Länder nicht geeignet. Während des Wartens beobachte ich die Motorhaube und warte darauf, dass der Lack Blasen wirft.

Der Lack blieb wo er hingehörte, die Überfahrt nach Barcelona dauert die vorgesehene Zeit, in der ich mir einen knackigen Sonnenbrand im Gesicht verpasst habe. Man(n) lernt aber auch wirklich nicht dazu…

Runter von der Fähre und das Navi auf ein Hotel in Figueres programmiert. Der Ort liegt ca. 120km nördlich von Barcelona. Da es schon Abend war wollte ich nicht wieder die ganze Nacht durchfahren.

Auf einer 3spurigen Ausfallstraße winkte mir ein sonnenbebrillter Rollerfahrer durchs Beifahrerfenster und signalisierte mir, dass ich hinten rechts einen Platten habe. Ich grinste freundlich zurück und dachte, „den Trick kennste! Der möchte nur, dass ich rechts ran fahre, aussteige und schaue ob der Reifen platt ist!?“ Ich fuhr weiter und folgte den Anweisungen der Frauenstimme aus meinem Navi.

Zu meiner Verwunderung veränderte sich das Fahrverhalten! Der Wagen lag hinten rechts tiefer…

Rechts ran, ausgestiegen, abgeschlossen (!), nachgeschaut und festgestellt, der Reifen ist platt!

Schlagartig erhöhte sich mein Puls. Was jetzt…?!

Ich musste den Reifen prüfen, langsam weitergerollt, einen Platz zum kontrollieren gesucht und gefunden. Mitten in der Innenstadt von Barcelona, viel Verkehr, hunderte von Leuten, Temperaturen über 30Grad und der Gedanke „hoffentlich nur ein kleines Loch im Profil!?“. Nein, es stellt sich raus, dass der Reifen abgestochen wurde. Während mein Puls sich nochmal um ein paar Schläge erhöhte, spricht mich ein Rollerfahrer an, wieder mit Sonnenbrille, ob ich wüsste wo Plaza XY ist. „Was will der denn jetzt von mir? Der muss doch sehen das ich nicht von Hier bin!?“ Der Gedanke war noch nicht zu Ende, „Mist der Wagen ist offen“! Rumgedreht und siehe da, es durchwühlt jemand den Innenraum des lahmgelegten Wagens. Jetzt machte mein Herz nochmal ein Sprung nach vorne! Ich brüllte irgendwas, der Rollerfahrer brüllt auch los, ich griff dem Wühler an die Schulter, der ließ vor Schreck seine Beute fallen und rannte los…

Jetzt erstmal Atmen und Puls runter…

Reifen gewechselt, währenddessen weitere Interessenten, die spontan den Wagen inspizierten, ob es was „zu holen“ gibt, vertrieben.

Auf der Fahrt nach Figueres gab es keine Zwischenfälle, nur der präsente Gedanke „welch eine Schweinebande!“

 

Nächster Tag, Reifenwerkstatt gesucht und gefunden und mit viel „Bitte, Bitte“ in 3 Stunden den zerstochenen Reifen geflickt bekommen. Der Ersatzreifen hätte die nächsten Tage nicht überstanden.

Nach 950km bin ich nachts in Wald (bei Zürich / Schweiz) angekommen. Selten habe ich mich so auf ein Bett gefreut, wie in dieser Nacht.

Der folgende Tag startet mit einem original Schweizer Frühstück, in einer perfekten Idylle. Sonne, grüne Wiesen, ein rauschender Bach und Menschen um mich rum, die ein spannenden Dialekt sprechen, mich aber nicht ausrauben wollten.

Weiter ging es mit dem Besuch bei Indiana-SUP, nette Gespräche mit sympathischen Leuten, Übernahme des Equipments für unser Projekt.

Fahrt nach Zürich zum Seebad Enge! An der dortigen SUP-Verleih Station von Indiana-SUP, Boards ausgeliehen und eine schöne Tour über den Züricher See und einen Teil der Innenstadt gemacht.

Leider war bei der Rückkehr die Küche im Seebad geschlossen. Kuchen stillt auch den Hunger und ein leckeres Bierchen entspannt ebenfalls.

Von Zürich ging es über Schaffhausen Richtung Deutschland. Gibt es in Schaffhausen nicht den sagenumwobenen Rheinfall? Zwischenstopp, 5 Franken Besichtigungsgeld gezahlt und mit eine Gruppe schwatzender Japaner zusammen haben ich mir das Wasserspektakel angeschaut.

In dieser Nacht hatte ich mir eine Unterkunft in Löffingen gebucht. Nicht weit hinter der deutschen Grenze. Ich wollte an diesem Abend nicht noch bis ins Rheinland fahren.

Unterkunft: Ferienpension und Oldtimerhotel http://www.schwarzwaldbahnhof.de/bahnhof.htm

Top! Schönes Zimmer, super leckeres und umfangreiches Frühstück, Gastgeber bei denen man sich wohlfühlt. Der Preis passt! 

 

Was gab es noch… Einige Tage bei der Familie verbracht, lecker gegessen schöne Gespräche geführt.

Freunde in Wiesbaden besucht, auch dort lecker gegessen, am Rhein gechillt und Late-Night Bratwurst-Grillen veranstaltet. Mit dem schnellsten Griller aller Zeit, Respekt! Einen Kellner kennengelernt, der auf die Bestellung nach Erdbeeren mit Vanilleeis antwortet „…im Leben nicht!“ Das Dessert war aus. Dafür gab es zu süßes Tiramisu, welches vom besagten Kellner mit einem ordentlichen Schuss Amaretto verbessert wurde. Geht doch!

 

Die Rückfahrt von Deutschland gestaltet sich problemlos. Außer, dass ich - nicht sonderlich frisch - nachts in Barcelona angekommen bin. 15 Stunden Autofahren zehren ein bisschen an der Substanz. Auch, dass ich mir während der Fahrt ausmalte, wie es wohl wäre, wenn ich wieder auf die Sonnenbrillen tragenden Rollerfahrer treffen würde. Dies trug nicht zur Entspannung bei. Vor allem nicht, wenn man seiner Fantasie freien Lauf lässt…

 

Zu guter Letzt! Die Fähre war voll! Voll wie ein Touristenboot in der Karnevalszeit von Venedig! Mein Platz, angeblich irgendwo in der Cafeteria, war belegt. Es gab keine Sitzplatznummern, die höhere Kategorie und mögliche Schlafkabinen waren schon seit Monaten ausgebucht.

Ein Platz auf Deck war noch frei…

Auf der Isomatte eingerollt in zwei Handtücher freute ich mich auf den Sonnenaufgang um 6:30Uhr in Palma!

 

Gute Nacht und buenas dias…

Jan



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Kommentare: 1
  • #1

    Alex (Sonntag, 11 August 2013 18:49)

    Hallo Ihr beiden,
    da hast Du Jan bereits ein kleines Vorab-Abenteuer erlebt, bevor die eigentliche Reise losgeht. Was für ein Glück, dass Dein Instinkt bei dem Rollerfahrer gesagt hat, hier stimmt etwas nicht...Ansonsten wäre bestimmt etwas aus Deiner Tasche verschwunden und du hättest es erst 400km weiter gemerkt. Meinst Du die haben bereits am Hafen Deinen Reifen zerstochen und sind die ganze Zeit hinterher gefahren?

    PS: Sehr schöne Indiana SUP Boards habt ihr bekommen!

    LAZYgrüsse
    Alex